„Die Verfügbarkeit von Folsäure hemmen ASS-Komplexe, Antiepileptika, Antirheumatika aber auch Alkohol und die Antibabypille“, betont Ernährungsberaterin Uschi Strohmeier
In den USA und Kanada ist die Anreicherung von Mehl mit Folsäure (Vitamin B9 oder auch Folat) seit über 20 Jahren gesetzlich vorgeschrieben.
Seitdem kommen in Kanada beispielsweise nur noch halb so viele Kinder mit Spina Bifida (offenem Rücken) zu Welt. Auch in der Schweiz werden seit dem Jahr 2000 rund 300 Lebensmittel mit Folsäure angereichert.
Deutschland hat sich bisher trotz einer Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) dagegen ausgesprochen.
Solange eine generelle Anreicherung von Lebensmitteln mit Folsäure bei uns nicht vorgesehen ist, empfiehlt Vitalstoffberaterin Uschi Strohmeier Frauen mit Kinderwunsch und Schwangeren, ausreichend Folsäure zuzuführen, da diese für die Synthese von DNA-Bausteinen benötigt wird.
Fehlbildungen bei Neugeborenen wie der Neuralrohrdefekt (Spina bifida) oder auch die Gaumen-Lippen-Spalte, ließen sich vielfach auf einen Folsäuremangel der Mutter zurückführen.
Aber auch bei neurologischen Krankheiten, Depressionen, Alzheimer, chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen oder koronaren Herzerkrankungen sei oftmals eine zusätzliche Einnahme von Folsäure angezeigt.
Symptome eines Folsäuremangels seien, so die Fachfrau aus der Theater-Apotheke in Würzburg, Müdigkeit, Kopfschmerzen, Blässe, Immunschwäche, Veränderungen in der Mundhöhle und neurologische Störungen (bei Schwangeren kann er auch zu Fehl– und Frühgeburten führen).
Ob und in welchem Ausmaß diese Erscheinungen auf einen Folsäuremangel zurückzuführen sind, lasse sich sicher nur anhand eines Bluttests feststellen.
Hier müsse neben der Folsäure unbedingt auch Vitamin B12 gesamt, Holo-TC (Holotrancobalamin, der Laborparameter, der als erstes sinkt bei einem B12 Mangel) und MMA (Methylmalonsäure, funktioneller B12 Marker, der bei leerem B12 Speicher ansteigt) getestet werden, um auszuschließen, dass ein B12-Mangel einen Folsäuremangel maskiere, so Strohmeier.
Wichtig, so Strohmeier, sei in diesem Zusammenhang auch Homocystein, eine toxische Aminosäure, die bei Mangel von Folsäure, den Blutwert ansteigen lässt.
Laut DGE beträgt der empfohlene Tagesbedarf für Erwachsene und Kinder ab 13 Jahren 300 µg, für Schwangere 550 µg und für Menschen mit Arteriosklerose 600 µg. Folsäure muss dem menschlichen Körper zugeführt werden, weil er sie nicht selber bilden kann.
In natürlicher Form ist sie besonders in Weizenkeime, Hefen, Rinder- und Hühnerleber, Sojabohnen und Eigelb vorhanden. Nennenswert ist auch der Folsäuregehalt von Linsen, Grünkohl, Spinat, Petersilie, Endivien- und Feldsalat.
Das Interview mit Ernährungs- und Vitalstoffberaterin Uschi Strohmeier führte Leporello-Chefredakteurin Susanna Khoury
Bildnachweis: Susanna Khoury